Ziegen im Dienst des Naturschutzes

Breitenburg | Die Galloways und Exmoorponys auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Nordoe haben bei ihrer Arbeit im Dienst des Naturschutzes Unterstützung bekommen. Seit dieser Woche weiden auch 150 Ziegen in dem Gebiet. Die vierbeinigen Landschaftspfleger fressen vor allem Gehölze, die den Rindern und Pferden zu hart sind: Brombeeren, Kiefern, Traubenkirschen und Birken.

Eine Ziegenherde als Landschaftshelfer ist in Schleswig-Holstein einmalig – aber für die Ansiedlung des Scheckenfalters geht die Stiftung Naturschutz auch ungewöhnliche Wege. „Ziegen sind für diese Arbeit genau richtig“, sagt die zuständige Projektmanagerin Antje Walter. Die Landschaftspflege in der Nordoer Heide gehört zum EU-kofinanzierten Projekt „Life-Aurinia“. Damit soll der europaweit geschützte Goldene Scheckenfalter wieder angesiedelt werden. Zu den acht ins Auge gefassten Projektgebieten gehört der ehemalige Truppenübungsplatz, der heute unter Naturschutz steht. Für Antje Walter ist es ein ideales Gelände, es muss nur entsprechend vorbereitet werden. Denn in den vergangenen Jahren sind viele Stellen zugewachsen, so dass seltene Lebewesen und Pflanzenarten, unter anderem die Heide, immer mehr verdrängt werden. Auch der Teufelsabriss ist in der Nordoer Heide kaum noch finden. Diese Pflanze ist aber wichtig, da sie die Hauptnahrungsquelle des Scheckenfalters ist.

Größere Bäume wie Pappeln und Kiefern wurden – auch mit großen Maschinen – bereits gefällt, jetzt geht es den halbhohen Pflanzen an den Kragen. „Ziegen fressen fast alles in einer Höhe zwischen 50 und 180 Zentimetern“, betont Marc Christians vom Burenziegenhof in Holm. Er betreut die Ziegen, die von seinem Kollegen Georg Vogel vom Ziegenhof Fienstorf (bei Rostock) stammen. Die Vierbeiner werden – falls es die Witterung zulässt – bis Mitte November insgesamt vier eingezäunte Gebiete, jeweils zehn Hektar groß, bearbeiten. Im nächsten Jahr kommen die Ziegen wieder, der Vertrag zwischen den Herdenbesitzern und der Stiftung Naturschutz läuft bis Ende 2014. „Die Ziegen haben ein strammes Programm vor sich“, sagt Antje Walter.

Haben die vierbeinigen Helfer ihre Arbeit erledigt, soll der Scheckenfalter, der zum letzten Mal vor 20 Jahren in Nordoe gesichtet wurde, zurückgeholt werden. Vermutlich aus Skagen, dort hat er noch Lebensräume. „Begattete Weibchen werden eingefangen und hier ausgesetzt“, erklärt die Projektmanagerin. Zusammen mit Ute Lange-Friedrichs, die das Projekt von Seiten der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Steinburg begleitet, appelliert sie an Besucher, die Ziegen nicht zu füttern. Außerdem sollten Hunde unbedingt an der Leine geführt werden.

Rund 3,3 Millionen Euro fließen bis 2018 in das landesweite Projekt „Life-Aurinia“, die Hälfte kommt aus dem EU-Förderprogramm Life+, den Rest steuern die Stiftung Naturschutz und das Kieler Umweltministerium bei.

Quelle: https://www.shz.de/210149 ©2020